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2. EINFÜHRUNG |
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In der Art, wie sich der Alphirt an der Grenze zur unwirtlichen Natur verhält, wie er ihr Erträge abringt, verbirgt sich ein Streben, das uns über Jahrhunderte genährt hat weit über die Verdauung hinaus. Sie hat Quellen erschlossen, Mythen geprägt, Magie erfahren. Hat Erkenntnis und Wissen tradiert, die unsere Seelen erquickt und uns Eigenart verliehen hat. Die Alpenwelt zieht uns für Sport, Erholung und Meditation an. So hat mich seit meiner Jugend nicht nur die Landwirtschaft, der Umgang mit Nutztier und Ackerland und Waldwirtschaft beschäftigt. Bodenverbundenheit, Bauernschläue, Heimatliebe und rustikales Kunsthandwerk haben mich auf der ganzen Welt fasziniert. Der heimische Geruch aber, das Schnaufen der Tiere, die dampfende Wärme ihrer Leiber auf der Weide und im Stall, Herdengeläute, das ist tiefer unten verwurzelt. Die Serie ist heute abgeschlossen, auch wenn die Bilder weiterhin aufsteigen. Ob es „outsider art“, „art brut“ oder Schrott ist, kümmert mich wenig. Letztlich ist fast alles brennbar. Für meine Nachkommen, besonders die ungeborenen, füge ich Bildbeschreibungen zu den Aufnahmen hinzu, um ihnen ein paar meiner Gedanken zu erschließen. Vielleicht erkennen sie wie jeder Betrachter, daß meine Eindrücke und deren bildnerische Umsetzung etwas über die individuelle Vorstellungskraft hinausgehen. Daß kollektive Inhalte angesprochen werden, die zeitlos und bedeutungsvoll sind für unser Innenleben als Mensch am Rande der Zivilisation, als Nation, als Menschheit. Daß ich ausgedruckt habe, was mich beeindruckte. Daß ich versuchte, nach unten meinen Wurzeln nachzuhangen und nach oben meine Antennen aufzuspannen. Die gedankliche Verbindung mit Al Imfelds Erzählungswelt ist durch die langjährige Freundschaft stetig gewachsen. Weil mir als Abkömmling des Zürcher Landklerus seine katholische Volksfrömmigkeit abgeht, kommt sie in seinen Schilderungen als wohltuende Ergänzung daher. Seine Urkraft schöpft er aus vielen Generationen in der Bauernsame. Seine Geisteswelt ist dank seiner Spiritualität, kosmopolitischen Erfahrung und seiner lokalen Verwurzelung meiner oft gleich, manchmal wohltuend kauzig komplementär. Ueli Dubs
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